Was 2019 noch wichtiger wird…

Lesedauer: circa 3 Minuten

2.403 Leser haben uns im vergangenen Jahr wissen lassen, was sie von ihrer Zeitung erwarten. Aus ihrem Feedback, unseren Analysen und dem Austausch mit den Redaktionen können wir Trends ableiten. Was 2019 noch wichtiger wird als bisher? Die Leser wollen mehr Alltagsnähe und mehr Meinung, schreibt unser Leitender Lesewert-Coach Georg-Dietrich Nixdorf.

MEHR ALLTAGSNÄHE

Die Leser investieren keine Zeit in Inhalte, deren Bedeutung für ihren Alltag unklar ist. Und sie wollen nicht darüber belehrt werden, was (vermeintlich) für sie wichtig ist. Für uns Journalisten heißt das, immer wieder, ganz bewusst die Perspektive der Leser einzunehmen. Nicht aus den Rathäusern, Parteizentralen und Firmen heraus zu berichten, sondern mit den Fragen der Leser hinein zu gehen. Bei jedem einzelnen Thema.

Redaktionelle Prozesse, politische Agenden, Termine und Anlässe sind für die Leser unwichtig. „Was hat es mit mir zu tun?“ ist stattdessen die Frage, die sich jeder Leser – bewusst oder unbewusst – bei jedem Artikel stellt. Wenn seine Zeitung ihm die Antworten auf diese Frage liefert, dann macht sie sich unverzichtbar.

Für mehr Bedeutung in der Zeitung ist es also nicht nur unerlässlich, die Themen von Anfang an aus der richtigen Perspektive zu beleuchten. Diese Bedeutung auch in der Präsentation jedes Artikels zu verdeutlichen, ist genauso wichtig.

Lesewert-Beispiele der Stuttgarter Zeitung und Neuen Westfälischen.
Ob globale Wirtschaftsthemen oder Bundespolitik: Diese zwei Beispiele aus den Stuttgarter Nachrichten (22.6.18) und der Neuen Westfälischen (7.6.18) zeigen, wie sich komplexe Themen für den Leser alltagsnah einordnen lassen.

„Haltung bedeutet für eine Zeitung nicht, sich einer politischen Richtung zu verschreiben. Haltung bedeutet: Wir machen sauberen Journalismus.“

MEHR MEINUNG

„Mehr Meinung“ geht weit über die noch zu selten oder manchmal zu unentschlossen eingesetzte Darstellungsform Kommentar hinaus. „Mehr Meinung“ bedeutet für uns: Es braucht mehr Debatte und mehr Haltung in der Tageszeitung!

Zeitungen sollten Foren für die relevanten Debatten dieser Tage schaffen. Entsprechende Formate haben etwa die Sächsische Zeitung mit der „Perspektiven“- und der „Ich-&-Wir“-Reihe sowie die Zeitungen der VRM auf ihrer samstäglichen Seite 2 erfolgreich etabliert. Hier nehmen manchmal streitbare Gastautoren völlig unterschiedliche Blickwinkel ein. Jede demokratische Meinung hat ihre Berechtigung, denn die Leser erwarten, dass ihnen die gesamte Wirklichkeit gespiegelt wird, nicht nur ein Ausschnitt.

Dabei sind die Debatten alles andere als haltungslos! Haltung bedeutet für eine Zeitung nicht, sich einer politischen Richtung zu verschreiben. Haltung bedeutet: Wir machen sauberen Journalismus für unsere Leser und wollen Gutes bewirken für unsere Region. Die AfD kritisch zu begleiten ist beispielsweise nur ein Teil unserer Aufgabe. Zu thematisieren, warum ihr so viele Menschen folgen, was diesen Menschen fehlt und wer sich ihrer Anliegen annehmen sollte, ist der nicht weniger wichtige Teil.

Die "Ich-&-Wir"-Serie der Sächsischen Zeitung.
Die „Ich-&-Wir“-Serie der Sächsischen Zeitung (Beispiel vom 4.12.2018) und die samstäglichen Gastbeiträge in den Zeitungen der VRM (Beispiel vom 7.4.18) haben sich als so kreative wie erfolgreiche Debatten-Formate erwiesen.

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