Perspektivwechsel bei Lesewert

Lesedauer: circa 3 Minuten

Der Schwarzwälder Bote interviewt den Lesewert-Coach Christian Eißner.

Diesmal sind es nicht wir, die zum Projekt Lesewert eine Chefredaktion zum Interview bitten. Hier werden uns die Fragen gestellt.

Christian Eißner, unser leitender Redaktionscoach der Mehrwertmacher GmbH und redaktioneller Begleiter der Lesewert-Messung beim Schwarzwälder Bote, wurde nach vier Wochen Lesewert-Messung zum Interview geladen.

Christian Eissner (oben rechts) in der täglichen Besprechung mit der Redaktion des Schwarzwälder Boten
Christian Eissner (oben rechts) in der täglichen Besprechung
mit der Redaktion des Schwarzwälder Boten

Der Schwarzwälder Bote analysiert über insgesamt acht Wochen drei seiner Lokalausgaben (Calw, Schramberg und Horb). Zur Halbzeit, also nach vier Wochen sind bereits über 10.000 Artikel erschienen. In jeder Lokalausgabe geben ca. 100 Leser täglich Ihr Feedback. „Eine Menge Daten!“, so der Chefredakteur des Blattes Constantin Blaß. „Für unsere Redakteurinnen und Redakteure sind die Lesewerte eine große Unterstützung, um zu erkennen, welche Themen viele Leserinnen und Leser besonders interessieren. Erreicht ein Artikel großes Leserinteresse, ist das für uns immer ein Zeichen. Wir diskutieren dann in der Redaktionskonferenz, ob das Thema des Artikels weiteren interessanten Stoff für die Berichterstattung bietet. Denn eins haben wir dank Lesewert bereits gelernt: Sie als Leser finden es gut, wenn wir an einem spannenden Thema dranbleiben und Sie auf dem Laufenden halten.“

Lesen Sie weiter, wie Christian Eißner, der begleitende Coach des Projekts Lesewert, diese Datenmengen interpretiert, was ihm speziell beim Schwarzwälder Boten in der ersten Messhälfte in Erinnerung geblieben ist und wie er den Boten in der gesamtdeutschen Zeitungswelt einordnet.

Christian, bei unserem Projekt „Lesewert“ ist jetzt Halbzeit. Welcher Lesewert ist dir bisher besonders positiv in Erinnerung geblieben? Und was hat dich vielleicht negativ überrascht?

Mit besonders großem Interesse haben die Leser des Schwarzwälder Boten die beiden Serien verfolgt, die die Redaktion in den vergangenen Wochen aufgelegt hat: die Serie zur Rente und die Serie zum Thema Blackout. Beides hat die Redaktion sehr verbraucher-orientiert aufbereitet, als Leser kann man hier etwas lernen, das im Alltag von Nutzen ist. Ohnehin schauen die Leserinnen und Leser sehr nach Themen, die Nutzwert für sie haben. Natürlich hat es auch Texte gegeben, die kaum Leserbeachtung gefunden haben. Aber auch daraus kann die Redaktion viel lernen. Ist vielleicht das Thema nicht interessant, die Überschrift unverständlich oder der Text schlecht geschrieben? Sich damit zu beschäftigen, gehört für die Redaktion zum Lesewert-Projekt dazu.

Welche Unterschiede gibt es zwischen unseren Lokalausgaben und dem Mantelteil?

Bundes- und Landespolitik, die großen Themen der Welt und Nachrichten aus dem Wirtschafts- und Finanzleben geben den Informationen im Mantelteil der Zeitung ein besonderes Gewicht. Ebenso wichtig ist den Lesern aber das Lokale. Das zeigen uns die Lesewerte. Nachrichten aus ihrer Region verfolgen die Leser sehr aufmerksam. Viele Texte, die ganz besonders intensiv gelesen werden, stehen im Lokalteil.

Und wie sieht es im Vergleich mit anderen Medien aus, die Du bisher betreut hast? Wie schneidet der Schwarzwälder Bote da ab?

Insgesamt zeigt sich, dass die Politik-, Wirtschafts-, und Lokalseiten ähnlich stark von den Leserinnen und Lesern wahrgenommen werden wie in anderen Regionalzeitungen. Das Interesse an der Seite „Kultur“ ist bei den Lesern des Schwarzwälder Boten etwas geringer ausgeprägt als ich das von anderen Zeitungen kenne. Vielleicht passt die Themenmischung hier nicht ganz zum Leserinteresse. Die Redaktion ist gerade dabei, das genau zu analysieren.

Wie kann Lesewert uns auch dabei helfen, online besser zu werden?

Ein gutes Thema ist ein gutes Thema, egal ob es in der gedruckten Zeitung oder auf den Onlineseiten des Schwarzwälder Boten veröffentlicht wird. Texte, die hohe Lesewerte in der gedruckten Ausgabe erreichen, finden oft auch online viele Leser. Andersrum, von online nach Print, verhält es sich genauso. Indem die Redaktion die Interessen der Leserinnen und Leser mithilfe von Lesewert analysiert, fällt es ihr auch leichter, Themen für das Online-Publikum zu finden.

Welche Tipps gibst Du den Redaktionen aus deiner langjährigen Erfahrung als Lesewert-Coach?

Schaut aufmerksam auf die Rückmeldungen der Leserinnen und Leser, auf direktes Feedback ebenso wie auf die Lese- und Nutzerdaten. Schaut, welche Themen den Lesern wichtig sind und denkt diese Themen aus der Leserperspektive. Denn ihr macht die Zeitung nicht für euch oder für eine Handvoll Bürgermeister und Landräte, sondern für ein Publikum, das vielschichtig ist. Es erwartet, dass ihr Amtsträgern auf die Finger schaut, unabhängig aufklärt, tiefgründig recherchiert, fundiert analysiert. Und es erwartet auch, in der Zeitung kluge Unterhaltung zu finden.

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